Klar, dass ich dieses Jahr auch wieder nach Finale Ligure zur EWS fahren musste. Startplatz war vorhanden, also Abfahrt. Die Wettervorhersage versprach dieses Jahr schön stürmisches Herbstwetter. Geil! Kein mediterranes Flair mit warmen Spätsommertagen. Egal, was muss, das muss.
Vor Ort empfing uns trockenes aber windiges Wetter. Der erste Trainingstag wurde gleich erstmal vom Veranstalter umstrukturiert. Wir durften am ersten Trainingstag auf allen sechs, statt vier Stages trainieren. Nach einem kräftigen Frühstück ging’s aufn Berch. Wir shuttelten mit meinem Bock und konnten jede Stage zweimal trainieren. Ausdauermäßig erwartete uns eine ordentliche Portion, auch bergab. Passagenweise, vorallem auf Stage 3 wurde einiges an Fahrtechnik abgefragt. Schön steile Spitzkehren mit ausgewaschenen Rinnen über Stock & Stein.
Gegen Abend zog der Sturm auf und der Dauerregen setzte ein. Im Minutentakt checkten wir unsere Mails, da uns der Veranstalter auch für die weiteren Tage auf eine Programmänderung eingenordet hatte. Zack, nach dem Abendessen rieselten die ersten Infos durch. Der Trainingstag Freitag wurde komplett gecancelt. Der italienische Wetterdienst rief die zweitstärkste Sturmwarnung aus – inklu schön viel Regen.
Wir Freitag nahmen wir uns vor, die noch ausstehenden Stages zu Fuß abzulaufen. Im Dauerregen kraxelten wir auf den Berg. Teilweise waren Straßen gesperrt und konnten unseren dreistündigen Fußmarsch im Dauerregen noch etwas ausdehnen. Am Abend die nächste News: Stage 1 wurde komplett aus dem Rennen herausgenommen – genau die, die wir im Dauerregen noch abgelaufen sind.
Sonnabendmorgen klingelte der Wecker pünktlich um 7h. Schliesslich wollte ich noch ausgiebig frühstücken, duschen und pünktlich am Start sein. Gesagt getan – vor Ort leichte Aufregung. Wo muss ich hin? In welchem Dreierblock starte ich? Abnahme des Bikes inklu Sticker auf den Parts, die nicht getauscht werden dürfen. START! Die Transferzeiten galt es einzuhalten. An der ersten Stage oberhalb von Gorra kam ich 20min vor Start an. Genug Zeit, um nochmal was zu trinken und sich mental auf die 10min Treterei in der Ebene mit ein paar Uphillsektionen vorzubereiten. Die ersten Meter führen über kleine Bodenwellen, die man schön runterpushen konnte. 20m nach dem Start: Peng! Das darf doch nicht wahr sein, Durchschlag. Da ich die Stage nicht trainiert hatte, konnte ich nicht abschätzen wie lange ich noch beim Bike tragen, schieben und auch mal fahren musste. Mich überholten etliche Fahrer, auf den Uphillpassagen. Auf den Downhillpassagen konnte ich trotz Platten einigen Fahrern wieder auffahren. Am Ende des Trails wartete noch ein ordentlich langes Steinfeld, das ich mit Vollgas runterhämmerte und einen Hintermann, der schon “Attenzione” rief, noch weiter abhängen konnte. Am Ende 20min Stagezeit – zum Vergessen.
Mit Vollgas wechselte ich den Schlauch und raste wieder zurück nach Finale zum Time-Checkpoint. Auf der Transferetappe überholt ich wieder einige Fahrer, da ich bloß keine Strafzeit kassieren wollte. Danach ging es ohne Pause weiter zur nächsten Stage. Eine Stunde Uphill, und viele Zweifel an der Richtung, da ich auf keine anderen Fahrer traf. Pünktlich zum Start erreichte ich die nächste Stage, konnte noch kurz mein Revier markieren und dann ging es schon weiter. Im Ziel angekommen konnte ich trotz zwei herber Fahrfehler aufatmen. Kurz was gegessen und 2min später saß ich schon wieder auf dem Bock. 1 1/4h Uphill lagen vor mir. Ohne Pause und im gleichmäßigen Tempo ging es wieder auf den Berg zum bekannten ‘Men DH’.
Ich guckte auf die Uhr: “Kann doch nicht wahr sein, keine Pause und trotzdem zu spät”. Vor mir standen schon alle Starter in Reih’ & Glied und ich war direkt dran – ohne Trinkpause. “Rapanti pronto ragazzi”. Ein Schoner noch hochgezogen und runter ging es wieder. Ab dem mittleren Teil hatte ich keine Kraft mehr den Lenker zu halten – ich stuhlte mir einen ab.
Nun stand noch die Rückfahrt in 20min von Varigotti nach Finale an. Ersten Renntag geschafft. Mit ordentlich Dauerregen im Nacken und viel zu essen ging es zeitnah in die Koje. Nachts auf dem Campingplatz konnte ich noch ein paar Mal aufwachen, dank Gewitter und Dauerregen.
Sonntagmorgen fühlte ich mich erstaunlich fit, fitter als am Vortag. Erstaunlich nach den 40km und 1200hm. Als Erstes standen 2 1/2h Uphill vor mir. Von 0hm auf 1200hm noch hinter der berühmberüchtigten NATO-Base. Der Tag stand ganz im Zeichen des Megamoccas. Die erste Stage mit ihren 6,5km sorgte für den Rest. Teilweise mit schönen Uphillsektionen und im unteren Teil mit dicken Klamotten und Absätzen. Die erste Hälfte war zäh und ich fand keinen Flow. Ich verlor auch noch die Kette und konnte bis zur nächsten Uphillsektion pushen.
Zur Stage 6 ging es noch 1 1/2h auf den nächsten Berg. Viel Highspeed wurde mit Tretpassagen abgewechselt. Am Ende konnte ich sogar noch einen Fahrer einholen. Gegen Ende gab es noch ein paar fiese Tretpassagen, die im Wiegetritt gemeistert werden wollten, da es sonst ein Sturz in den Fluss drohte.
Zurück in Finale Ligure konnte ich wieder aufatmen. Keine weiteren Zeitstrafen, dafür aber Erleichterung. Das erste EWS-Rennen für mich überstanden, mehr schlecht als recht. Aber Spass gehabt und um Erfahrungen reicher. Eine halbe Stunde später saß ich schon im Auto, um Montagmorgen direkt pünktlich bei der Arbeit aufzuschlagen.